Ratgeber
Bei dem folgenden Text handelt es sich um einen Ratgeberbeitrag aus der Kategorie „Karriere & Bildung“.
Mit der passenden Rechtsform in die Selbstständigkeit starten
Veröffentlicht am 02.05.2024Autor: M. Herrmann
Nach Ihrem erfolgreich abgeschlossenen Studium starten Sie in das Berufsleben. Manche von Ihnen wählen den Weg in die Selbstständigkeit. Dies bringt Ihnen die Vorteile, Ihre eigenen Ideen umzusetzen und Ihre Arbeitszeit frei gestalten zu können.
Selbstständig sein bedeutet aber auch, eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen. Diese beziehen sich z. B. auf die Wahl der passenden Rechtsform.
Wie definiert sich eine Rechtsform?
Die Rechtsform ist der Mantel, der Ihre Firma umgibt. Mit der Wahl für eine OHG oder eine GmbH entscheiden Sie, welchen wirtschaftlichen Rahmen Ihr Unternehmen haben soll. Diese Entscheidung wirkt sich auf die rechtliche Führung Ihres Unternehmens aus. Zudem bestimmen Sie, ob Ihre Firma der Buchführungspflicht unterliegt oder nicht.
Wie wichtig ist die passende Rechtsform für die eigene Selbstständigkeit?
Die Wahl der passenden Rechtsform gehört zu den wichtigsten Aufgaben, die Sie bei dem Start in Ihre Selbstständigkeit treffen. Sie entscheiden darüber, ob Sie als Kaufmann der handels- und steuerrechtlichen Buchführungspflicht unterliegen und ob Sie die Jahresabschlüsse Ihres Unternehmens im elektronischen Bundesanzeiger veröffentlichen müssen. Treten Sie als Komplementär in eine Kommanditgesellschaft ein, ist Ihre Haftung nicht auf das geschäftliche Vermögen begrenzt. Dies ist der Fall, wenn Sie als Kommanditist am Gewinn und Verlust der Kommanditgesellschaft teilhaben.
Weil die Entscheidung für die richtige Rechtsform Ihren späteren Unternehmensalltag maßgeblich beeinflusst, ist es wichtig, sich bedacht für die passende Rechtsform zu entscheiden. Hierbei sind bestimmte Faktoren zu berücksichtigen.
Welche Faktoren spielen bei der Rechtsformenwahl eine Rolle?
Die Wahl der richtigen Rechtsform hängt nicht zwingend davon ab, in welcher Branche Sie später tätig werden. Ihre Steuerberaterkanzlei können Sie z. B. auch in der Rechtsform einer GmbH führen. Relevant sind z. B. die folgenden Fragestellungen:
- Möchten Sie allein oder mit mehreren Gesellschaftern eine Firma gründen?
- Wie groß soll das Unternehmen sein?
- Auf welchem Weg (z. B. über die Börse) soll das Kapital beschafft werden?
- Wie sollen die Geschäftsführung und die Haftung geregelt sein?
Welche Rechtsformen gibt es in Deutschland?
Handels- und Steuerrecht unterscheiden die folgende Rechtsformenstruktur in Deutschland:
- Einzelunternehmen
- Personengesellschaften
- Kapitalgesellschaften
Einzelunternehmen
Ein Einzelunternehmen gründen Sie, um einen freien Beruf auszuüben oder einer gewerblichen Tätigkeit nachzugehen. Beraten Sie mit Ihrer Steuerberaterkanzlei Mandanten, fällt Ihr Einzelunternehmen nicht unter die Buchführungspflicht. Haben Sie ein Gewerbe angemeldet, hängt diese von bestimmten Umsatz- oder Gewinngrenzen ab. Unabhängig von der Art der Tätigkeit tragen Sie das gesamte Unternehmensrisiko. Dies bedeutet, dass Sie für alle unternehmerischen Bereiche – z. B. das Marketing oder die Kundenakquise – allein verantwortlich sind.
Personengesellschaften
Als Personengesellschaften kennt das deutsche Recht die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), die Kommanditgesellschaft (KG) und die offene Handelsgesellschaft (OHG).
Eine GbR gilt nicht als Kaufmann. Deshalb können Sie sich für diese Rechtsform nur entscheiden, wenn Sie mit mehreren Kollegen oder Kolleginnen einen freien Beruf (z. B. als Arzt, Steuerberater oder Rechtsanwalt) ausüben. Möchten Sie gewerblich tätig werden, kommt die Gründung einer OHG oder einer KG in Betracht.
Kapitalgesellschaften
Zu den Kapitalgesellschaften, die in Deutschland am häufigsten anzutreffen sind, gehören die GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) und die AG (Aktiengesellschaft). Der Unterschied besteht darin, dass Sie mit einer AG Kapital an der Börse beschaffen können.
Für beide Rechtsformen sieht der Gesetzgeber ein Mindeststammkapital vor. Bei der GmbH beträgt dies 25.000 €. Das Grundkapital für eine AG liegt laut dem Aktienrecht bei 50.000 €
Überdies besteht mit der Gründung einer GmbH & CoKG die Möglichkeit, die GmbH als Komplementär einzusetzen. Damit begrenzen Sie die Haftung des Vollhafters der KG auf das Gesellschaftsvermögen.
Die Vor- und Nachteile der einzelnen Rechtsformen
Um sich für die richtige Rechtsform entscheiden zu können, wägen Sie deren Vor- und Nachteile gegeneinander ab.
Entscheiden Sie sich z. B. für die Gründung einer GmbH, begrenzen Sie Ihre Haftung auf das gesellschaftliche Vermögen. Als Nachteil akzeptieren Sie ein Stammkapital von 25.000 €, das bei der Gründung zu mindestens 50 % auf dem Firmenkonto eingezahlt wird.
Fällt Ihre Wahl auf eine Kommanditgesellschaft, haben Sie entweder die Stellung eines Komplementärs oder eines Kommanditisten inne. Als Komplementär können Sie alle Gesellschaftsrechte ausüben und werden mit Ihrem gesamten Vermögen in Haftung genommen. Die Gesellschaftsrechte eines Kommanditisten sind eingeschränkt. Dafür haften Sie aber nur bis zur Höhe Ihrer Einlage. Als Alternative bietet sich die Gründung einer OHG an. Hier sind alle Gesellschafter zu gleichen Teilen zur Geschäftsführung befugt. Die Haftung erstreckt sich bei allen Beteiligten auch auf das Privatvermögen.
Planen Sie Ihre Selbstständigkeit auf eigene Faust, sind Sie Ihr eigener Chef. Sie entscheiden, wann Sie arbeiten und welche Aufträge Sie annehmen. Als Nachteil tragen Sie das gesamte Unternehmensrisiko – z. B. die Haftung – allein.
Neben der Wahl der passenden Rechtsform kommt auch der Finanzierung Ihres selbstständigen Unternehmensstarts nach dem Studium eine besondere Rolle zu. Um mit einem ausreichenden Eigenkapital zu starten, können Sie z. B. einen Existenzgründungszuschuss beantragen.
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