Weitere Informationen zum Gästehaus Vogtshof in Görlitz

Adresse

Gottfried-Kiesow-Platz 2, 02826 Görlitz (bis November 2012 lautete die Adresse „Bei der Peterskirche 6/7“)

Lage

Im historischen Stadtteil von Görlitz, ca. 15 Minuten von der Hochschule entfernt. Der Bau befindet sich nördlich der Pfarrkirche St. Peter und Paul, die im Volksmund oft nur Peterskirche genannt wird. Am steilen Nordhang des Kirchberges erhebt sich der Vogtshof über der Nikolaivorstadt im Norden und der Lausitzer Neiße im Osten. Im Norden und Osten umschließt eine Grünanlage – der Nikolaizwinger – den Bau.

Fotos vom Gästehaus Vogtshof

Historie

Bereits vor der Entstehung der Stadt befand sich hier die Burg des Landesherrn zum Schutz des Neißeüberganges an der via regia. Im Jahr 1268 wurde die Oberlausitz auf Geheiß von Markgraf Otto IV. von Brandenburg in die Länder Bautzen und Görlitz geteilt. Vermutlich wurde in dieser Zeit, als die Stadt zum Verwaltungssitz für die östliche Oberlausitz wurde, ein festes Haus für die obersten landesherrlichen Beamten und den Landvogt errichtet. Im Vogtshof saßen neben dem Landvogt auch die fiskalischen Beamten des Amtshauptmanns. Hier tagten auch die Landstände des Kreises Görlitz. Am 30. April 1456 wurde das Gebäude bei einem Stadtbrand, das in der Nikolaigasse ausbrach, ebenso wie der Nikolaiturm zerstört.

Erst am 20. Oktober 1567 überreichte Kaiser Maximilian II. dem Rat der Stadt auf dessen Bitten den unbewohnten und brachliegenden Vogtshof. Die Stadt errichtete auf dem Gelände ein Getreide- und Schütthaus, in dem auch Räumlichkeiten für Land- und Hofgericht eingerichtet waren. Im Jahr 1791 richtete die Stadt das ständische Verwaltungszimmer und das Archiv auf zum großen Teil eigene Kosten neu ein. Zwanzig Jahre später kauften die oberlausitzischen Stände des Kreises Görlitz den Vogtshof, das angeschlossene sogenannte Schlösschen und den Zwinger der Stadt für 9900 Taler ab, um an dessen Stelle ein Zucht- und Arbeitshaus zu errichten. Die knappen Ressourcen während der Koalitionskriege ließen den Bau jedoch nicht vorangehen. Infolge des Wiener Kongresses wechselte die östliche Oberlausitz samt Görlitz von Sachsen nach Preußen. Die Landstände bauten 1826 das Schlösschen zum Landhaus um, in dem sie bis zur Fertigstellung des neuen Ständehauses 1854 tagten. Schließlich kaufte die Regierung 1826 das Gelände samt dem begonnen Bau für 25.000 Taler und vollendete das Zuchthaus bis 1830. Am 27./28. Mai 1848 brannte erst der nördliche Flügel und am 7. November des gleichen Jahres der Flügel am Schlösschen ab.

Nach 1945 diente der Vogtshof verschiedenen Zwecken, so wurden ab den 1950er Jahren Räume durch die Kommunale Wohnungsverwaltung als Wohnung vermietet. Weil über Jahrzehnte hinweg nennenswerte Werterhaltungsarbeiten am Gebäude ausblieben, war sein Zustand so desolat, dass Ende der 1960er Jahre sogar ein Abriss des Vogtshofs zugunsten eines Neubaus in Erwägung gezogen wurde. Um das Gebäudeensemble zu erhalten, entschied man sich für einen Umbau zu einem Studentenwohnheim, die Baumaßnahmen zogen sich über zwei Jahrzehnte hin. Bauplanerische Herausforderungen waren ein sehr massiver Baukörper, teilweise mit Gewölbedecken, Bruchsteinmauerwerk mit Wandstärken von 1,20 Meter bis 0,7 Meter (Obergeschoss), unterschiedliche Ebenen und Höhen der einzelnen Etagen oder die Integration des früheren Kirchensaales im Ostflügel, der zwei Stockwerke einnahm. Die Umgestaltung vom vierseitigen Gefängniskomplex zu einem Wohnheim erfolgte nach einem Projekt von Prof. Bernhard Klemm, der bereits Erfahrung beim Umbau des Gefängnisses Münchner Straße in Dresden zu einem Hochschulgebäude für die Technische Universität Dresden sammelte. Ab 1975 zogen in den Vogtshof das Studentenwohnheim und Teile des Ratsarchivs ein.

Der Vogtshof wurde zwischen 1994 und 2000 saniert und wird noch immer als Studentenwohnheim des Studentenwerks Dresden vor allem für die Studenten der Hochschule Zittau/Görlitz genutzt. Es bietet 242 Plätze. Im Südflügel befindet sich der Studentenclub Maus.